Schon bei der ersten Begegnung fühlen wir uns von manchen Menschen provoziert. Sie müssen oft noch nicht einmal etwas sagen, um uns schon so richtig auf die Palme zu bringen. Aber woher kommt diese Antipathie und was sagt das eigentlich über uns selbst aus?
Meistens wissen wir noch nicht einmal, was genau uns an jemandem stört oder warum wir die jeweilige Person einfach nicht mögen. Fest steht jedoch: Diese kann oft sagen und tun, was sie möchte, unser Eindruck bleibt bestehen. Genauso wie wir manche Menschen auf Anhieb sympathisch finden, lösen andere das genaue Gegenteil in uns aus. Obwohl wir es eigentlich gar nicht wollen, erwischen wir uns immer wieder dabei, innerlich die Augen zu verdrehen, wenn die entsprechende Person etwas sagt oder nicht sagt, tut oder nicht tut. Warum können manche Menschen es uns also einfach nicht recht machen?
Zwischen uns und bestimmten Menschen scheint also einfach die Chemie nicht so richtig zu stimmen. Tatsächlich entstehen Abneigungen gegenüber einer Person in unserem Unterbewusstsein, sodass wir uns die Gründe hierfür meist selbst nicht genau erklären können. Innerhalb weniger Millisekunden bilden wir bestimmte Gefühle und Wahrnehmungen unseren Mitmenschen gegenüber aus. Das Gehirn entscheidet dabei aufgrund bestimmter Merkmale, ob wir jemanden auf den ersten Blick sympathisch finden oder eben nicht. Diese Merkmale können ganz unterschiedlich sein und entstehen oft aus einem Zusammenspiel diverser Faktoren. Solche unterbewussten Prozesse sind von Person zu Person unterschiedlich und hängen oft mit individuellen Erfahrungen zusammen.
So kann es beispielsweise sein, dass man eine Person unterbewusst als potenzielle Konkurrenz wahrnimmt. Nicht selten sind Neid und Eifersucht ein Grund, jemandem nicht gerade positiv gegenüberzustehen. Fühlen wir uns jemandem in irgendeiner Form unterlegen, versuchen wir manchmal, diese Person indirekt herabzusetzen. Die geschieht beispielsweise, indem wir sie kritisieren oder vorschnell über mögliche Charaktereigenschaften urteilen, die wir als störend empfinden. Allgemein gesagt stehen wir all jenen Personen zuerst einmal skeptisch gegenüber, die eine gewisse Unsicherheit oder gar Minderwertigkeitsgefühle in uns auslösen.
Auch der Erklärungsansatz der „Projektion“ ist ein möglicher Grund für die Entstehung einer Antipathie. Dieses psychologische Phänomen besagt kurzgefasst, dass die Eigenschaften, die wir an uns selbst nicht mögen, häufig auf andere Personen projiziert werden. Die eigene Unzufriedenheit mit bestimmten Charakterzügen äußert sich dabei also in Form von Antipathie gegenüber jemandem, der sich ähnlich verhält oder uns an diese Eigenschaften erinnert. In diesem Fall sagt es manchmal also mehr über uns selbst aus, wenn wir jemanden nicht leiden können.
Unsympathischen Personen aus dem Weg zu gehen, gestaltet sich im Alltag jedoch nicht immer ganz so einfach. Ob bei der Arbeit, im Sportverein oder an der Uni: Nur zu oft werden wir mit Situationen konfrontiert, in denen wir uns unsere Mitmenschen nicht aussuchen können. Doch das ist eigentlich auch gut so, da wir somit die Möglichkeit haben, unseren ersten Eindruck zu hinterfragen. Denn entgegen häufigen Vermutungen kann dieser durchaus noch einmal revidiert werden – unter bestimmten Voraussetzungen. So fand eine Studie der Universität Cornell heraus, dass man Personen, über die man sich bereits eine Meinung gebildet hat, in einem neuen Kontext häufig anders wahrnimmt.
Versuchen wir also, eine uns unsympathische Person aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, könnten wir vielleicht mit unseren Vorurteilen aufräumen. Denn genau das ist häufig das Problem: Vorschnelle Urteile über andere Personen, die wir bereits getroffen haben, ohne diese wirklich zu kennen. Dies ist dabei oft nicht nur unfair und ungerechtfertigt, sondern verspielt uns auch die Chance, eine Person wirklich kennenzulernen. Zwar können wir nicht alle Menschen gleich gern mögen und das müssen wir auch gar nicht. Dennoch kann es nicht schaden, sich in dieser Hinsicht nicht zu stark von seinen ersten Empfindungen leiten zu lassen. Denn bekanntlich hat ja jeder eine zweite Chance verdient.
Antipathie ist also kein seltenes Phänomen, das fast jeder von uns schon einmal erlebt hat. Dennoch sind wir in der Lage, diesen Eindruck zu korrigieren. Und wer weiß – Vielleicht ist die unsympathische Kollegin oder der sonderbare neue Nachbar bei näherem Kennenlernen ja eigentlich doch ganz nett.
Gleich weiterlesen:
Bildquelle: Kindel Media via Pexels; CC0-Lizenz
2023-06-08T09:05:50Z dg43tfdfdgfd