STERNE SCHAUEN: FERNROHR ODER GANZE STERNWARTE, SO GEHT'S

Wie im Himmel fühlen sich die drei Hobbyastronomen, wenn es Nacht wird. Mit der Finsternis erwacht ihre Leidenschaft, den Kosmos zu erkunden. Hans-Heinrich Wenk aus dem oberösterreichischen Ennstal ist ein stolzer Besitzer einer Sternwarte, ebenso Hans Robert Schäfer aus dem Salzkammergut und das Vorarlberger Ehepaar Manfred und Rosilde Böhler. Die Wege an dass astronomische Ziel unterscheiden sich aber. Die einen haben Hilfe von Profis in Anspruch genommen, die anderen selbst zum Werkzeug gegriffen – von der Konstruktion der Projektionskuppel über den Beobachtungsraum bis hin zur Integration moderner Technik.

Doch hinter der markanten Kuppel verbirgt sich weit mehr als die kosmische Neugier und naturwissenschaftliche Begeisterung. Es sind Orte der Inspiration und des Staunens über die Schönheit des Universums. Eine Sternwarte zur Beobachtung von Himmelskörpern zu errichten, ist kein einfaches Unterfangen. Davon kann Hans-Heinrich Wenk, der binnnen zehn Jahren die Sternwarte „Hohe Dirn“ auf 1.000 Meter Seehöhe nahezu im Alleingang gebaut hat, ein Lied singen.

„Die notwendigen Unterlagen für die Baugenehmigung unterscheiden sich kaum von jenen der Errichtung eines privaten Hauses. Allerdings sollte das Grundstück die Sonderwidmung ,Sternwarte‘ erhalten, um eventuell spätere Einwände von Dritten zu vermeiden. Erst mit der Sonderwidmung war es möglich, das Dach als drehbare Kuppel auszuführen“. Besonders herausfordernd waren für Wenk die abwechselnden Bauaktivitäten – einerseits am Standort der Sternwarte, andererseits einige Kilometer entfernt in einer Halle, wo die Kuppel errichtet wurde. „Diese ist eine Konstruktion aus Stahlspanten, als Dämmung dient Styropor. Die Verkleidung der Kuppel innen und außen besteht aus Aluminiumblech“. Das kreisrunde Gebäude und der Zubau sind in Holzriegelbauweise ausgeführt.

Wie der Hobbyastronom Wenk ist auch Hans Robert Schäfer aus Zell am Moos Diplomingenieur und daher technisch versiert. Seine Sternwarte „Harpoint“, Marke Eigenbau, residiert auf 700 Meter Seehöhe. „Unabdingbar für jede Sternwarte ist die massiv verankerte Säule, auf der später das Teleskop montiert wird. Für größere Fernrohre darf da schon mal ein Kubikmeter Beton als Fundament gegossen werden. Die Instrumentensäule selbst ist oft aus Stahl, oder es kommt – wie bei uns – ein senkrecht einbetoniertes Kanalrohr zur Anwendung, das mit Stahl bewährt und mit Beton ausgegossen wurde.“ Um die Säule herum wird in der Regel eine massive Terrasse aus Beton errichtet, deren Fundament von jenem der Säule am besten schwingungstechnisch entkoppelt wird“.

Die Empfehlung

„Bei Drehkuppelsternwarten ist die Position der Säule so zu wählen, dass die Drehachse der Kuppel mit dem Schnittpunkt der Schwenkachsen des Teleskops zusammenfällt. Je nach Fernrohrmontierung befindet sich die Säule entweder genau in der Gebäudemitte oder sie ist deutlich nach Süden zu versetzen“. Wird diese Regel nicht beachtet, „könnte das Teleskop beim Schwenken innen an der Kuppel anstoßen“. Der Außenanstrich einer Sternwarte sollte mit einer weißen Farbe erfolgen, oder mit weiß beschichteten Fassadenplatten verkleidet sein. Ist in der Farbe oder in der Beschichtung Titandioxid als Pigment enthalten, wird tagsüber nicht nur das sichtbare Licht der Sonne, sondern sogar dessen infraroter Anteil recht gut reflektiert. Schäfer: „Dadurch erwärmt sich das Innere der Sternwarte auch bei direkter Sonnenbestrahlung nur moderat.“

Beliebtester Werkstoff für Sternwarten ist Holz. Wer so einen einfachen kubischen Riegelbau von mindestens drei Metern Seitenlänge nicht selbst errichten will, kann den örtlichen Zimmermann damit beauftragen. „Dies haben wir getan“, erzählt der Bauherr. „Außen schützt das Holzgebäude eine Verkleidung mit weißem Trapezblech vor Witterung. Dadurch erspart man sich das Streichen alle paar Jahre.“ Die Drehkuppel wurde hier nicht halbkugelförmig, sondern quadratisch ausgeführt. „Da lässt sich leicht ein asymmetrisches Satteldach draufsetzen“, sagt Schäfer. „Unser Beobachtungsspalt besteht aus zwei aufklappbaren Flügeltüren.“  Den Drehkranz, auf dem der ganze bewegliche Teil ruht, ließ Schäfer in einer Schlosserei anfertigen. 

Sein Tipp

 „Gegen Schwitzwasser im Inneren hilft das Auskleiden aus Holz mit unbehandelten Nut-Feder-Brettern“. Sternenreich geht es auch bei Manfred und Rosilde Böhler in Lustenau zu. Wo andere ein Gemüsebeet oder Swimmingpool haben, steht im Garten des Vorarlberger Ehepaars eine im Eigenbau errichtete Sternwarte. „Schon bei der Konstruktion war die Leitlinie, möglichst viel vor Ort mit eigenen Werkzeugen und Maschinen anzufertigen“, erzählt der Hausherr. Das Fundament für Gebäude und Teleskop ist aus Beton, das Mauerwerk aus Schalungssteinen, gefüllt mit Beton und armiert, das Rundgebäude aus Holz. Bei all diesen Arbeiten hat das Paar selbst Hand angelegt.

Für die Kuppel wurden der Grundring und alle Spanten aus rohen Holzbrettern in Kreissegmente geschnitten, auf der Hobelmaschine abgerichtet und auf Stärke gehobelt, dann mehrschichtig zu den einzelnen Bögen verleimt. „Die Außenhaut war eines der wenigen Dinge, die eine Fachfirma vor Ort aufgebracht hat.“ Denn sie ist aus glasfaser-verstärktem Kunststoff. Böhlers Tipp: „Ganz wichtig scheint mir ein gutes Einvernehmen mit den Nachbarn, auch für den späteren Betrieb der Sternwarte. Die Gemeinde, also der Bürgermeister, ist die Baurechtsbehörde erster Instanz – eine Kontaktaufnahme vor Planungsbeginn kann in der Sache nur helfen“.

Sternwarte richtig positionieren

Bauwillige Sternderlschauer sollten bedenken, dass die Wahl des Grundstücks einen dunklen Nachthimmel ermöglichen muss, der nicht durch künstliche Straßen- oder sonstige Beleuchtung erhellt wird. Auf dem Grundstück wird dann jener Platz gesucht, der die beste Rundumsicht auf den Himmel bietet. Internetempfang und Stromanschluss sind nützlich, letzterer ist auch durch eine Insel-Solarstromversorgung mit Batteriepufferung ersetzbar. Dann steht den exklusiven himmlischen Erlebnis nichts mehr im Wege. - Susanna Pikhart, Wolfgang Mayr

Fernrohr: Tipps für den Kauf  

Es gibt zwei Arten von Teleskopen: Bei einem Linsenteleskop  trifft das Licht in den Teleskop-Tubus und wird darin mittels Linsen gebrochen. Beim Spiegelteleskop/Reflektor tritt Licht ins Teleskop und ein parabolisch geformter Primärspiegel leitet es an einen Sekundärspiegel im Inneren weiter. Reflektoren gibt es laut Magazin Geo, das 2024 veschiedene Teleskope für den Privatgebrauch getestet hat, bereits ab 150 Euro. 

Hochwertige Modelle: Für  hochwertige Modelle mit besserer Leistung  sollte man  500 bis 1.400 Euro einplanen. Je größer die Öffnung des Teleskops, desto leistungsfähiger ist es. Große Vergrößerungen erzielt man, wenn die Brennweite des Okulars sehr  hoch ist. Beliebte Teleskopmarken sind Bresser, Omegon, Vixen, Zeiss, SkyWatcher und Celestron, hochwertige Stative sind  aus Carbon oder Aluminium gefertigt.  

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