MEINE KOLLEGINNEN KöNNEN MIT MEINER TEILZEIT NICHT UMGEHEN. WAS SOLL ICH TUN?

Ich habe auf Teilzeit gewechselt, weil ich oft erschöpft war. Seitdem sind zwei Kolleginnen merklich ärgerlich auf mich. Das macht mich traurig – und kostet viel Kraft. Wie kann ich unser Verhältnis reparieren?

freundin-Leserin

freundin-Kolumnistin Isabell Prophet ist Coach und entwickelt Strategien bei Sorgen und Konflikten. Ihr Rat:

Teilzeit ist derzeit ein umstrittenes Thema in unserer Gesellschaft. Viele Menschen wünschen sie sich. Andere finden es verwerflich, weniger als 36, mancherorts sogar 42 Stunden in der Woche zu arbeiten. Das kann zu Konflikten führen, wenn Menschen einfordern, was ihr Recht ist: die Reduktion der Stunden. 

In einer Situation wie dieser können Sie mit mehr Arbeitseinsatz nichts gewinnen. Das gilt vor allem, weil die Erschöpfung Ihr Wechselgrund war. Sie müssen also mit Offenheit darangehen. Das ist besonders wichtig, weil gar nicht klar ist, wie Ihre Kolleginnen fühlen. 

Planen Sie Ihre Gespräche vorab

Machen Sie sich einen kleinen Schlachtplan: 

  • Wollen Sie erst mit einer sprechen oder mit beiden gleichzeitig?
  • Welche wird eher Verständnis zeigen?
  • Welche Botschaft ist Ihnen wichtig? 
  • Was möchten Sie wissen?
  • Wenn einen Groll gibt: Was steckt dahinter?

Denken Sie bei Ihrer Planung daran, worum es eigentlich geht. Sie haben einen Grund für Ihre Teilzeit: die Erschöpfung. Eine Sichtweise auf Ihre Teilzeit ist also: Sie arbeiten weniger Stunden und nehmen dafür ein geringeres Gehalt in Kauf, um eine verlässlichere, flexiblere und belastbarere Kollegin zu sein. Daran ist nichts Falsches. 

Übrigens müssen Menschen keinen Grund vorweisen, um ihre Arbeitsstunden zu reduzieren. In der Theorie kann jede und jeder von uns entscheiden, wie Lebensenergie und Arbeitskraft eingeteilt sein sollen. In der Praxis hapert es damit noch viel zu oft, aber Sie haben etwas erreicht, was sich viele wünschen. Sie können Ihre Arbeitszeit Ihrem Energielevel anpassen und damit besser arbeiten – und besser leben.

Hören Sie zu – vielleicht ist niemand sauer

Geben Sie Ihren Kolleginnen die Gelegenheit, über ihre Sorgen zu sprechen. Haben Sie Angst wegen Ihrer Erreichbarkeit? Geht es um Urlaubsvertretungen? Hat eine vielleicht schon einen Kommentar der Führungskraft gehört, dass Ihretwegen nun alle anderen härter ran müssen? Ein solcher Fall hätte weiteren Klärungsbedarf. Signalisieren Sie also Offenheit für alle Argumente.

Und ganz wichtig: Ziehen Sie in Erwägung, dass vielleicht niemand sauer auf Sie ist. Manchmal fürchten wir den Ärger anderer und verhalten uns deshalb zurückhaltend oder abweisend – dies löst die Missstimmung erst aus. Vielleicht wundern sich Ihre Kolleginnen noch viel mehr als Sie. Hören Sie einander zu und überlegen Sie sich, was Sie wollen. Ein gutes Kolleginnen-Verhältnis dürfte im Interesse aller sein.

freundin-Kolumnistin Isabell Prophet ist Schlafberaterin und Coach. Beruflich löst sie Konflikte und Stresssituationen, wenn es um sie selbst geht, gelingt ihr das leider nicht immer. https://isabellprophet.de/

2024-06-26T08:41:01Z dg43tfdfdgfd