Was wirst du wohl antworten, wenn du von einem/einer Bekannten gefragt wirst "steht mir diese Hose?" – und du bist der Meinung, dass die Person ziemlich grauenhaft damit aussieht: Sagst du die Wahrheit ("ganz ehrlich: sieht furchtbar aus"), relativierst du das Ganze ("ach ja, ganz okay") oder behauptest du sogar das Gegenteil ("woow, ganz toll")? Die meisten greifen zur Notlüge und sagen nicht, was sie tatsächlich meinen. Und das ist oft auch total okay, ja sogar gut, denn die Wahrheit ist oft schlicht zu verletzend.
Gilt das nun auch innerhalb der eigenen Beziehung? Schließlich wollen Paare doch ehrlich zueinander sein. Aber so eine Notlüge – gerade dann, wenn eigentlich klar ist, dass die Partnerin oder der Partner ziemlich verschnupft reagieren werden, wenn die Antwort ehrlich ausfällt... Kurz: Sind "white lies" in einer Partnerschaft okay? Manchmal schon...
Welche Notlügen in einer Beziehung okay sind
Zurück zur Klamotten-Notlüge: Laut einer Studie belügt etwa jede fünfte Person ihre Partnerin bzw. ihren Partner hin und wieder, heuchelt etwa Gefallen am neuen Outfit, obwohl es ihr überhaupt nicht gefällt.
Manchmal sind kleine Notlügen durchaus legitim, so Beziehungs-Experte Mathias Voelchert im Interview mit BILD der FRAU: "Ich glaube, man kann ruhig Fünfe gerade sein lassen und braucht nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen bei Kleinigkeiten. Wenn es um Wichtiges geht, sollten wir uns gegenseitig auf unser Wort verlassen können." Voelchert warnt aber: "Große Lügen rächen sich immer. Kleine manchmal. Lügen sollten also nicht zum Alltag einer Beziehung gehören."
Wann also sind "white lies" sogar in einer Beziehung okay? Hier sind fünf Beispiele:
- Ein Kompliment für Bemühungen, die gerade ins Leere laufen
Manchmal unternimmt deine bessere Hälfte außergewöhnliche Anstrengungen, um dir das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein oder ein Lächeln auf dein Gesicht zu zaubern. Dafür bist du womöglich nicht immer empfänglich – genau dann aber kannst du auf eine Notlüge zurückgreifen und deiner oder deinem Liebsten ein Kompliment für den Einsatz machen und die Energie, die darauf verwendet wurde. Du musst das in dem Moment nicht so meinen – aber es kommt gut an, und das ist auch gut so.
- Sag, dass du deinen Schatz vermisst
Natürlich ist es kein Gesetz, die Partnerin oder den Partner ständig vermissen zu müssen. Mal ist es der Job, mal ein Abend mit Freundinnen oder Freunden, mal einfach eine Auszeit für sich selbst: Da passt die oder der Liebste gerade einfach nicht rein. Hast du in der Zeit allerdings Kontakt mit ihr oder ihm, schadet es nicht, am Telefon oder per Textnachricht mitzuteilen, dass du sie oder ihn vermisst. Das ist Balsam für die Seele – auch wenn es zu dem Zeitpunkt auch mal gar nicht so ganz hinhaut.
- Zeige dich erfreut über das Mitbringsel
Blumen vom Liebsten, ein Einladung ins Kino von der Partnerin, eine Tafel Schokolade oder das Taschenbuch, das gerade Nummer 1 auf der Bestseller-Liste ist: alles gut gemeint, aber die Überraschung ist gar nicht gelungen, weil sie nicht deinen Geschmack trifft? Das kann schon mal vorkommen, auch in einer langjährigen Beziehung. Gut, wenn du Rosen verabscheust und genau diese Blumen geschenkt bekommst, ist das ein Fauxpas. Aber ansonsten: Freue und bedanke dich – immerhin ist die Geste doch toll, oder?
- Manches aus vergangenen Beziehungen kannst du relativieren
Dein Exfreund hatte einen sensationell guten Klamottengeschmack? Bei einem anderen Verflossenen war der Humor vom Feinsten? Und wieder ein anderer hat richtig gut verdient? Was deine Vergangenheit in anderen Beziehungen betrifft, dahingehend solltest du zwar grundsätzlich ehrlich sein – und natürlich nicht einfach die ein oder andere Liaison verschweigen. Aber du musst die Verflossenen nicht auf einen Sockel heben und sie über den grünen Klee loben. Relativiere ruhig das ein oder andere Detail, wenn es deinen aktuellen Liebsten kränken könnte.
- Du bist für einen Moment nicht gut drauf? Behalte es für dich
Natürlich soll deine Partnerin oder dein Partner es wissen, wenn es dir nicht gut geht. Aber es gibt eben auch die Situationen, in denen wir für einen Moment mies drauf sind, weil uns aus irgendeinem Grund eine Laus über die Leber gelaufen ist. Wenn wir wissen, dass das gleich wieder vorbei ist, müssen wir die oder den Liebsten nicht mit unserem Stimmungstief behelligen: Die Gefahr besteht, dass wir die andere Person mit runterziehen. Behaupte stattdessen, dass alles okay ist, wenn du gefragt wirst – wie gesagt: Natürlich nur dann, wenn der Moment auch schnell wieder vorbeizieht.