SIND DIESE HOCHZEITSBRäUCHE (NOCH) ANGEBRACHT?

Braut entführen

Weit verbreitet ist das Entführen der Braut und das funktioniert so: Die frisch Angetraute wird während der Party klammheimlich gekidnappt und in ein Lokal geleitet, wo weitergefeiert wird, bis der Bräutigam sie ausfindig macht. Ob dieser Schabernack noch zeitgemäß ist, sei dahingestellt. Er eignet sich in jedem Fall dazu, sich die Annahme des "Amtes" des Trauzeugen zweimal zu überlegen. Der zahlt nämlich in der Regel die Zeche für den Streich. Vielleicht könnte man in Zeiten wie diesen auch über eine Bräutigamsentführung nachdenken.

"Bschoad"

Eine Hochzeit im Südburgenland ohne Mehlspeis’? Undenkbar! Wochen vor dem großen Tag wird gebacken, was das Zeug hält. Dazu wird die (weibliche) Verwandtschaft zusammengetrommelt, um kleines, feines Gebäck herzustellen – und zwar kiloweise. Auch wenn heute professionelle Backstuben die Arbeit übernehmen, so gehört es nach wie vor zum guten Ton, allen Gästen und dem Dorf ein "Bschoad" (auch "Bschoat"; ursprünglich um den Daheimgebliebenen oder Bescheid zu geben, wie das Gebäck auf der Hochzeit war) zu überreichen: ein Packerl randvoll mit Hochzeitsmehlspeise. Schön!

Absperren

Dass es bei einer Hochzeit gerne flüssiger zugeht, ist kein Geheimnis. Die feierliche Sauferei beschränkt sich aber nicht nur auf das Fest. Beim Absperren blockieren Bekannte, Arbeitskolleginnen, Vereinskompagnons den Weg des Brautpaars zur Trauungslocation. Es sind oft Leute, die nicht bei der Hochzeit eingeladen sind, und mit dem Brauch dennoch ein bisschen dabei sein können. Ist doch nett! Die zahlreichen Blockaden umgeht man übrigens damit, sich freizukaufen oder Aufgaben zu lösen. Das heißt meistens: Schnaps trinken.

"Ticknen"

Diverse Hochzeitsstreiche werden in Tirol unter dem Begriff "Ticknen", was so viel wie "verbotenerweise an etwas herumtun" bedeutet. Wir alle kennen die Klassiker – einen Raum mit Luftballons füllen, den Boden mit gefüllten Plastikbechern vollstellen, das Auto mit Klopapier einwickeln. Manche sind ganz lustig, machen keinen Dreck und nichts kaputt. Andere überschreiten wiederum die Grenzen des guten Geschmacks. Wenn das Brautpaar eine Badewanne voll Erde oder eine komplett verwüstete Wohnung vorfindet, geht der Spaß am Zweck vorbei.

Böllerschießen

Böllern zur Hochzeit ist dort Teil der Leitkultur, wo auch die Menschen "böllen": in der Oststeiermark. Und damit diese Anekdote wirklich wie ein Treppenwitz daherkommt: Der Autor durfte es selbst erleben – in Pöllau. Knapp nach vier Uhr Früh wurde die Braut im Elternhaus durch Schüsse aus kleinen Kanonen geweckt, um ihr mitzuteilen, dass sie (erst) ab diesem Tag beim Gatten zu nächtigen hat. Der Brauch war schon damals schlecht gealtert. Als die Brautleute in die Steiermark anreisten, war das Doppelbett im Sündenpfuhl Wien noch warm.

(red, 6.5.2024)

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