BAMBERG: WO DER GRUMMELIGE BäR EIN RAUCHBIER TRINKT

Grummelig, wie ein großer Bär, aber von innen herzlich – das sagt man über die Franken. Spätestens beim gemeinsamen Rauchbier taut der Grummelbär dann auf.

Wer durch Bambergs historische Straßen schlendert, wird schnell merken: Die bayerische Stadt hat von allem etwas. Wie in Venedig gibt es viele kleine Brücken und Kanäle, wo man mit Gondeln auf der Regnitz herumkutschiert werden kann. Oder man spaziert über Kopfsteinpflaster durch verwinkelte Gassen und ist plötzlich auf einer Zeitreise ins Mittelalter oder in die Blütezeit des Barock. Dann gibt es noch sieben Hügel drumherum und eine Universität, die viele Studenten und Studentinnen anzieht.

Freiluft-Beisl

Bei all der Vielfalt fühlt sich Bamberg in erster Linie wie ein Freiluft-Beisl an. Jede Brücke, jedes Ufer wird ein Platz zum Innehalten. Man steht oder sitzt beisammen und plaudert über das Leben. Mittelpunkt des fränkischen Flairs ist die Sandstraße. Diese liegt unterhalb des Dom- und Michaelsberges und bildet den Kern der Altstadt. 

Spätestens ab dem frühen Nachmittag ist hier kein Fuß mehr auf die Erde zu kriegen. Unzählige Menschen tummeln sich auf der Straße zwischen den Fachwerkbauten. Es wirkt wie ein Fest, wo nur die Bühne mit schunkelnder Dorfband fehlt. Die Touristen erkennt man am Rande des Geschehens mit einem fetten Fragezeichen im Gesicht. 

Sie kommen gerade durstig zurück von einem Ausflug in die beliebte Fränkische Schweiz – dem felsig-lieblichen Naherholungsgebiet zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg – und suchen eigentlich einen Biergarten zum Einkehren. 

Mit oder ohne Rauchbier

Bahnt man sich einen Weg durch die Menge, ist man schnell Teil einer anstehenden Schlange, die geduldig vorm Schlenkerla wartet – eine Traditionsbrauerei mit fränkischer Küche. Als würde es sich um einen geheimen Zaubertrank handeln, wird während des Anstehens gemurmelt und geraunt, bis man schließlich selbst an der Reihe ist und ein grummeliger Bär das dunkle Bier aushändigt. 

Ausgestattet stellt man sich wieder an die Seite und – nichts. Es passiert nichts. Es ist einfach ein gewöhnlicher Nachmittag. „Das ist hier immer so. In der Sandstraße trifft man sich im Laufe des Tages. Mit oder ohne Rauchbier. Und erzählt sich, was man so erlebt hat. Das sind die Franken“, erklärt eine Einheimische schulterzuckend. 

Und die gesellige Stimmung – ohne Anlass – lädt ein, zu verweilen. „Das Rauchbier hat eine jahrhundertealte Tradition und ist gewöhnungsbedürftig“, ergänzt die Frau. Recht hat sie. Das dunkle Gemisch schmeckt wie ein gut geräucherter Schinken. 

Nicht nur auf der Sandstraße, sondern auch in den Biergärten pferchen sich die Menschen an großen Tischen. Deftig fränkische Brotzeit wird „mit Musik“ serviert. Das bedeutet nicht, dass die örtliche Blaskapelle ein Ständchen zur Mahlzeit spielt. Sondern, dass zu den Wurst- und Käsespezialitäten eine Marinade aus Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Zwiebeln gereicht wird. 

Egal ob Café, Studentenbar oder Restaurant, große Tische gibt es in jedem Lokal, wo Alt und Jung, Einheimische und Fremde zusammensitzen. „Auch das gehört zu unserer Kultur“, sagt die Oberfränkin. 

Die grobe Fette

Über Generationen hinweg kennen sich die Familien, weil die quirlige Unistadt mit rund 80.000 Einwohnern recht klein ist. Man habe das Traditionelle auf der einen Seite und das Studentische, Liberale, Offene auf der anderen. Und in der Sandstraße oder am großen Tisch im Wirtshaus treffen beide Welten aufeinander. 

Dort kann man den „Weltenbummler“, ein belegtes Sauerteigbrot mit pochiertem Ei, Chiligranola und Avocado, aber auch „Die grobe Fette“, mit Leberwurst, saurer Gurke und Rettich – bestellen. 

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